BAUJAHR: 1892/1904/1914

ANGESTELLTE: -

LIQUIDATION: 1957
ARCHITEKT: Hochbau: Walter Rüde (1915)

DENKMALSCHUTZ: Ja

 

 

Es ist ein Name, der heute noch Automobilfanatiker und -liebhaber runter geht wie Öl, "Horch Zwickau". Ein Name, der wie kein Zweiter für den Luxus der 20er und 30er Jahre steht, für deutsche Ingenieurskunst auf höchstem Niveau. Unendlich lange Motorhauben mit kernigen Reihenachtzylinder werden auf dem Kühler gekrönt von der fliegenden Weltkugel, hinter welcher die Königshäuser, führende Politiker oder stilsichere Filmschauspieler Platz nehmen. Untrennbar mit dieser Marke verbunden ist der Mann, der ihr ihren Namen gab, August Horch. 1868 wird er in Winningen an der Mosel geboren, so gehört er zu der ersten Riege der deutschen Automobilpioniere. Nach dem Studium in Mittweida gelangt der junge Ingenieur 1896 in die Firma von Carl Benz nach Mannheim. Bei Benz hält es ihn aber nur 3 Jahre, als Leiter des Motorenwagenbau entschließt er sich, sich 1899 in Köln-Ehrenfeld selbstständig zu machen. Mit einer eigenen neuen Fahrzeugkonstruktion versucht er eine neue Marke zu etablieren, doch der frühe Erfolg währt nicht lange und schnell muss er dieses erste Projekt wieder an den Nagel hängen.

Doch August Horch zeichnete es aus, dass er niemals schnell aufgab. 1902 gelangt er durch neue Geldgeber in das vogtländische Reichenbach. Ein neuer Versuch seine Marke neu zu gründen. In Sachsen läuft sein unternehmerisches Geschick besser an, die Firma entwickelte sich stetig und so arbeiten 1903 bereits 90 Arbeiter unter der Aufsicht von August Horch.  Doch schnell wird auch klar, die alte Textilfabrik, in der man produzierte, gibt nicht genug mehr Kapazitäten her. Der Platz wird zu klein zum Expandieren. Durch die neuen Geldgeber wird er erneut motiviert in die Nähe der Industriestadt Zwickau zu wechseln.

Am 10. Mai 1904 haucht er der alten Segeltuchweberei im Zwickauer Stadtteil Weißenborn neues Leben ein. Das erste Fahrzeug aus Zwickau, der Typ 14-17PS, wird hier gefertigt und damit ein neuer Mythos gegründet. Horch wird den Namen dieser Stadt in wenigen Jahren auf spektakuläre Art in die Welt hinaus tragen. Aber schon früh kommt es im Unternehmen zu Unstimmigkeiten. Im dem, als Aktiengesellschaft gegründeten Unternehmen, kommt es zum Konflikt zwischen den Aktionären und August Horch. Durch den Sieg bei der Herkomer-Konkurrenz 1906 ermutigt will Letztere sich mehr auf den Rennsport konzentrieren. Seine Wiedersache dagegen mehr in die Luxusklasse hinarbeiten. Es ist ein Streit, der das noch junge Unternehmen spaltet und in dem August Horch den Kürzeren zieht. 1909 muss er seine eigene Firma verlassen. Doch er wird sich nur wenige hundert Meter stadteinwärts erneut neu ansiedeln und mit der Marke „Audi“ ein weiteres Stück Automobilgeschichte schreiben. Bei Horch an der Crimmitschauer Straße geht es stattdessen auch ohne den Gründer weiter. So baut man die Produktpalette an Fahrzeugen stetig aus und fertigt ab 1910 bereits den ersten Lastkraftwagen aus Zwickau. Es ist in Hinblick auf den kommenden Ersten Weltkrieg eine glückliche Begebenheit, denn während des Krieges wechselt die Produktion komplett auf Nutzfahrzeuge und so kann, Dank dem Absatz des kaiserlichen Heeres, die Horch-Werke enorm wachsen. 1914 errichtet man dazu zur Produktionserweiterung den Hochbau in Stahlbetonbauweise auf dem Werksgelände, bis heute ragt er trotzig über die Dächer der Stadt und mahnt an die alte Pionierleistungen aus Zwickau-Weißenborn.

Nach dem Weltkrieg wird die Produktion wieder auf Zivilfahrzeuge umgestellt und dazu schliesst man eine Verbindung zu der „Argus Flugmotorenfabrik“ in Berlin, in Sachen Motorentechnik sollte diese Beziehung das Unternehmer enorm nach vorne bringen. Bei den Horch-Werken etabliert man sich mit seine neuen Fahrzeugen stetiger in der Luxusklasse. Während die Fahrgestelle und die Motoren in Zwickau gefertigt werden, kommen die aufwändigen Karosserien meist aus Meerane, Dresden oder Berlin, von oft namenhaften Künstlern gezeichnet. 1922 wechselt Gottlieb Daimlers Sohn, Paul Daimler, vom Unternehmen seines Vaters nach Zwickau zu Horch. Er hatte mit seiner Idee eines 8-Zylinders in der Heimat nicht viele Zuhörer gefunden und trifft nun in Sachsen auf die richtigen Leute. So entwickelt er in Zwickau an seiner Idee weiter. 1926 können die Horch-Werke auf der Berliner Automobilausstellung den ersten deutschen Achtzylindermotor in einem Horch 303 präsentieren. Es ist ein Novum in der deutschen Automobilgeschichte und für Horch der Beginn einer neuen Ära. Bis zum bitteren Ende werden die Zahl 8 und die Marke untrennbar miteinander verbunden sein.

Der neue Motor wird auf Anhieb ein Erfolgsmodell und man sichert sich schnell in dieser Klasse eine Monopolstellung. Zwei oberliegende Nockenwellen und ein sehr langer Hub sichern den Reihenmotoren einen extrem ruhigen Lauf, welcher ein aufgestellte Fünf-Markstück nicht zum umfallen bringt. Bereits im ersten Jahr kommen 25 % der Luxusklassefahrzeuge in Deutschland aus Zwickau, diese Zahl sollte in den folgenden Jahren noch stetig anwachsen. Eine einsetzende Rationalisierungswelle erreicht Ende der 20er Jahre auch den Motorenbau, so verpflichten die Horch-Werke Fritz Fiedler von den Stoewer-Werken aus Stettin, welche fortan den Achtzylinder verjüngt. Der Typ 400 ist 1931 damit der erste Horch-Wagen mit diesem neuen Motor in V-Bauweise. Es ist eine Reaktion auf die sehr schwere Zeit der Weltwirtschaftskrise im deutschen Automobilbau. Der Absatz singt gerade im Luxussegment immer weiter herab. Bei Horch ist man gezwungen zu handeln, sonst droht dem Unternehmer, wie so vieler Automobilhersteller dieser Jahre, der ruhmlose Untergang.

Auf Drängen der Sächsischen Staatsbank, welche Anteilhaber der Aktiengesellschaft ist, ist man gezwungen sich mit weiteren Automobilherstellern in Sachsen zu einem Großkonzern zusammen zu schließen. So wird 1932 die Auto Union zum Leben erweckt. Horch ist in diesem Bund mit den Marken DKW, Audi und der Automobilabteilung von Wanderer vereint. Um die Marken auf dem Markt ideal zu platzieren, übernimmt jede ein eigenes Segment. Die Marke Horch bleibt ihrer Tradition bei und vertritt nun weiterhin die Luxusklasse im Verbund unter den Vier Ringen. Hinzu erhält das Werk in Zwickau die neu gegründete Rennabteilung und wird damit Geburtsort der legendären Silberpfeile. Mit der Erholung des Automobilmarktes im NS-Regime wächst auch die Auto Union stark und damit auch ihre Marken. Die neuen Modelle 830 und 850 werden zu Verkaufsschlagern und erlangen bei Politik und Sternchen eine hohe Beliebtheit. Gekrönt wird die neue Produktpalette vom Modell 853 Sportcabriolet und dem 855. Noch heute gehören diese Modelle zu den schönsten in der deutschen Automobilgeschichte. Mitte der 1930er Jahre hat Horch sein Höhepunkt erreicht, mit einem Marktanteil von über 50% in der Luxusklasse über 4,2 Liter , ist man der größte Luxushersteller im Deutschen Reich. 

Ende der 1930er Jahre werden die 800er Modelle durch die neue 900er Serie, 930 und 950, abgelöst. Parallel lief die Serienentwicklung des 930S, einem Stromlinien-Coupe mit neu entwickelter Pontonkarosserie, entwickelt von der Auto Union im Strömungskanal in Dresden. Zur Serienanlauf kommt dieses Modell allerdings nicht mehr, mit Beginn des Zweiten Weltkrieges beginnt auch die Fertigung von Wehrmachtsfahrzeugen im Werk Horch, der letzte zivile Horch verlässt im September 1941 die Werkstore. Fortan hat sich die Auto Union zum wichtigen Rüstungskonzern entwickelt und in Zwickau liegt besonders der Schwerpunkt der Fertigung auf Mannschaftswagen, Panzermotoren und Munition. 

Im ersten amerikanischen Luftangriff auf Zwickau gehören die Automobilwerke von Horch und Audi zum Hauptziel, allerdings verfehlen die Bomben ihr Ziel fast vollkommen. Das Werk Horch erleidet nur einige wenige Schäden. Nach der Enteignung und der fast kompletten Demontage der Maschinenanlagen durch die sowjetischen Besatzungstruppen nimmt das Werk 1948 als neugegründeter "VEB HORCH Zwickau" wieder die Produktion auf. An Luxusautos ist so kurz nach dem Krieg nicht zu denken. Vorrangig werden Haushaltshilfen, Ackermaschinen und der erste LKW Horch H3 in den Werkhallen hergestellt. 1954 folgt der Nachfolger als Horch H3A, gleichzeitig beginnt die Schwarzentwicklung des ersten Nachkriegs-Zivilfahrzeuges. Als Horch P240 wird eine 6-Zylinder Limousine mit Stahlkarosserie zur Serienreife geführt und dem Politbüro in Berlin vorgestellt. 1956 läuft dieses neue Modell erstmals im Werk Horch vom Band und trägt das gekrönte "H" über dem Grill, die Horch'ler haben es bewiesen, sie können doch noch Oberklassefahrzeuge bauen. Das Ende des traditionsreichen Namens in Zwickau kommt mit dem Jahr 1957. Die neugegründete Auto Union aus Ingolstadt klagt erfolgreich gegen das sächsischen Betrieb um die Namensrechte an "Horch". Fortan dürfen keine Fahrzeuge mehr in Zwickau unter diesem Namen produziert werden. Der alte Stolz der Stadt verschwindet damit für immer aus dem Stadtbild, er findet seine Nachfolge in dem neu gegründeten "VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau". 


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