Kaum eine Epoche hat unsere heutige Gesellschaft so geprägt, wie die Industrialisierung. Seit Mitte des 18. Jahrhunderts lösen Fabriken mit ihrer Massenproduktfertigung die vorhandene  Manufakturproduktion ab und wandeln die Gesellschaft in eine neue Konsumgesellschaft um. Über 200 Jahre entstehen in Ostdeutschland Zentren der Textilindustrie, Chemieindustrie, des Maschinenbaues und des Fahrzeugbaues. Von der Oberlausitz über das Erzgebirge bis in die Magdeburger Börde wächst eine Industrielandschaft, welche in Europa einen Seltenheitswert hat. Innovative internationale Unternehmen in Harmonie mit einer beeindruckenden deutschen Industriearchitektur. So sind es Namen dieser Ära, wie die Bleichert-Werke-Leipzig, Gruson-Magdeburg, Horch-Zwickau oder Hartmann-Chemnitz, welche noch heute einen gewissen Gänsehautfaktor hervor rufen.

Blickt man heute auf diese ehemaligen Industriezentren, so findet man häufig das selbe Bild vor.
Große Industriekolosse an den Straßenrändern. Zerstörte Dächer, eingeschlagene Scheiben und ein doch sehr markanter Duft zeichnen sie aus. Leer und kalt wirken sie, von vielen fast schon vergessen und als Abfall der Geschichte angesehen. Doch dabei tragen sie jene Geschichte tief in ihren Mauern. Sie haben einst die Städte zu ihrem heutigen Bild entwickelt und ganze Regionen zu Wohlstand geführt. Die Wurzel unserer heutigen modernen mitteleuropäischen Gesellschaft.

Das Projekt Industrie.Kultur.Ost hat sich jenen Fabrikruinen in Ostdeutschland angenommen und setzt sich als Ziel, die Wertigkeit dieser Gebäude in der öffentlichen Diskussion neu zu definieren. Historische Auseinandersetzung begegnet man nicht mit dem Abrissbagger, man analysiert den Bestand und setzt ihn in eine Relation zur heutigen Bedeutung für die Menschen. Es ist ein Zusammenspiel aus Kunst, Architektur, Ingenieurwesen und soziale Strukturen, die Vielfältigkeit der Industrialisierung.


Das Projekt Industrie.Kultur.Ost stützt sich dabei auf drei Säulen der Projektarbeit:

 

I. Die fotografische Archivierung von Industriekultur.

Grundlage ist eine Datenbank mit gegenwärtig einem Bestand von ca. 300 verfallenen Objekten auf dem geografischen Gebiet der ehemaligen DDR. Jede Objektkartei beinhaltet dabei aktuelle Fotoaufnahmen des Bauwerkes, historische Aufnahmen, einen historischen Abriß sowie weiterführende Informationen.

 

II. Die Vermittlung von Industriekultur.

Zur Vermittlung nutzt das Netzwerk Industrie.Kultur.Ost verschiedenste Formate. So werden Ausstellungen und Podiumsdiskussionen ausgetragen, in Themenvorträge auf besondere Schwerpunkte der ostdeutschen Industriekultur eingegangen und bei Führungen vor Ort die Geschichte und Gegenwart eines baulichen Zeugnissen übermittelt. Des Weiteren liegt ein weiterer Schwerpunkt auf der digitalen Vermittlung und Sensibilisieren durch "Social Networks".

 

III. Den Erhalt von Industriekultur.

Der Erhalt konzentriert sich auf zwei Arbeitsschwerpunkte. In der Ausprägung als Bürgerinitiative setzt sich Industrie.Kultur.Ost für zwei besondere bauliche Zeugnisse der ostdeutschen Industriegeschichte ein. Über Netzwerkarbeit wird deren Erhalt fokussiert und die Gebäude durch Öffentlichkeitsarbeit wieder in das Bewusstsein der Menschen gebracht.

Da allerdings industriekulturelle Zeugnisse nicht nur durch Bauwerke definiert sind, wurde ein Notdepot für Bauelemente des Industriezeitalters gegründet. In diesem werden aus Rückbau und Gebäudeabriss diverse Bauelemente für eine Revitalisierung eingelagert.

Das Kernteam von Industrie.Kultur.Ost besteht dabei aus 5 jungen engagierten Menschen, welche über verschiedenste Wege ihre Verbindung zur Industriekultur finden. Über die Domain www.industrie-kultur-ost.de kann jeder Mensch auf der Welt in die spannende Ära der Industrialisierung eintauchen.

Industriekultur bedeutet Erbe, doch um Erbgut an nachfolgende Generationen weiter zu tragen, muss man selbst ein Bewusstsein für dessen Wert erhalten. Dies gelingt durch die Auseinandersetzung mit der Architektur, Bautechnik und Geschichte von Industriegebäuden. Eine Industrieruine ist mehr als nur ein Schandfleck, denn in jedem Gebäude steckt ein Stück eigene Identität.



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Ehrenamt gefördert durch:   n i c h t s

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