Sie waren einst die bunten Sterne im dunklen Nachthimmel der DDR, die unzähligen Neonschriften an Fassaden und auf Hausdächern. So brachten sie ein Hauch der westlichen Metropolen in das doch sehr konservative sozialistische Industrieland. Doch so ungewöhnlich ist auch die Betrachtungsweise, denn schließlich muss man sich auch vorhalten, dass der Marketingeffekte, welcher in der westlichen Welt meist hinter derartigen Leuchtwerbung steckt, wohl in einer Planwirtschaft mit kontinuierlicher Mangelerscheinungen eher eine untergeordnete Rolle spielten. Zudem waren es auch nicht selten die großen Kombinate und Prestigebetriebe, welche den DDR-Bürger in farbenfroher Schrift entgegen leuchteten. Dahingehend muss man wohl sagen, dass die Neonschriften in der DDR vorwiegend eine propagandistische Wirkungen erhalten sollten. Das zweitgrößte Industrieland des Warschauer Vertrages wirbt mit den industriellen Errungenschaften des Sozialismus. Sei es die Mikroelektronik von Robotron oder die Kunststoffe aus Schkopau. Die Fabrik und die Produkte waren Kernpunkte im Arbeiter- und Bauernstaat, auch bei Nacht sollten sie in der Gesellschaft omnipräsent sein.

Nach der deutschen Wiedervereinigung und der Auflösung der Deutschen Demokratischen Republik mit der gleichzeitigen Abwicklungen vieler der einstigen Großbetriebe und Produkte verschwanden zumeist auch die künstlerisch und technisch sehr anspruchsvollen Werbemittel von den Häusern im Osten Deutschlands. Sie wurden ein Opfer einer moderneren Stadtgestaltung, zu mindestens, was die Entscheidungsträger unter "modern" verstanden. Heute existieren nur noch punktuell erhaltene Neonschriften. Die meisten dieser Exemplare sind dabei noch gegenwärtig an aufgegebenen und verfallenen Industriegebäuden anzutreffen, nur ein kleiner Bruchteil kann als saniert und gesichert angesehen werden. 

Nachdem die Dresdner Johannstadt in Folge der Luftangriffe während des 2. Weltkrieges fast komplett zerstört wurde, setze in diesem Stadtgebiet in den 60er Jahren ein neuer Baumboom nach neuen sozialistischen Plänen ein. Es entstehen neue Straßenzüge und Quartiere mit Wohnkomplexen im Plattenbausystem. Neben den Wohneinheiten entstanden dabei nach dem neuen städtebaulichen Grundmustern sogenannte Dienstleistungszentren. Ein spezieller Bau im baulichen Zentrum eines Viertels sorgte für die Grundversorgung der Bewohner mit Gewerbeeinheiten. Darunter zählten vorwiegend Handwerkseinheiten wie Schuster, Graveure, Elektriker und Klempner. Zudem konnten freie Räume für eine gesellschaftliche Freizeitgestaltung angemietet werden.

In der Dresdner Johannstadt ist ein derartiges Bauwerk noch erhalten geblieben mit zwei markanten Neonschriften auf dem Flachdach. Da dieses Gebäude zu einem neuen Besitzer gekommen ist und dieser mittelfristig den Abriss des Gebäudes plant, haben wir als Industrie.Kultur.Ost gemeinsam mit unserem Partner ostmodern.org stark gemacht, um die seltene Neonschrift vom Dach des Gebäudes zu bergen und vor dem Abriss zu retten. Nach Rücksprache mit dem Eigentümer und einer Demontageplanung konnten wir im März 2017 die beiden Schriften mit insgesamt 32 Buchstaben, 2x das Wort "Dienstleistungen", vom Dach des Gebäudes sicher demontieren, abtransportieren und für eine neue Nutzung fachgerecht einlagern. Der Abbau erwies sich aufgrund der starken Korrosion der Verbindungsmittel als hartnäckig, aber nach 10 Stunden war die Rettung vollbracht und die Buchstaben sicher verstaut. Die Buchstaben sollen mittelfristig in einem geplanten Zentrum für Nachkriegsmoderne in Dresden wieder in der Öffentlichkeit zusehen sein. Ob sie dann wieder in ihrem farbigen gelb erstrahlen werde, hängt wohl von einer finanziellen Unterstützung ab.

Unser Dank gilt besonders:
Allen Helfern und Unterstützern!

VONOVIA Dresden
Konsum Dresden
Dämmler Möbelmanufaktur Zwickau


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