Die traditionsreiche Geschichte des Zittauer Fahrzeugbaues beginnt nicht direkt mit Fahrzeugen, es sind die Textilmaschinen, welche den Vierrädern den Weg ebnen. 1888 gründet Gustav Hiller in Zittau seinen ersten Vertrieb von Spinnmaschinen. Dieser erste Versuch, des findigen Ingenieurs, mit eigenen Textilmaschinen in den Markt zu kommen scheitert jedoch noch. Gleichzeitig vertreibt er allerdings zudem noch Fahrräder der Zittauer Maschinenfabrik Müller & Preußiger, welche nach Rover-Lizenz gefertigt werden und von Hiller konstruktiv erweitert werden. So übernimmt Hiller darauf, 1898, die Firma Müller & Preußiger und fertigt fortan eigene Fahrräder. Bereits 1894 trugen diese Zweiräder schon den Namen „Phänomen-Rover“ am Rahmen.

Es dauert nicht lange und nach wenigen Jahren des Experimentierens kommen die ersten Motorräder in der Produktpalette hinzu. Das Zweirad an sich erlebt in dieser Zeit einen enormen Aufschwung und diesen Zustand nutzt Hiller komplett aus. Wieder vergehen nur 4 Jahre, nach Erscheinen des ersten Motorrades, da erscheint das erste Automobil aus Zittau auf den hart umkämpften Fahrzeugmarkt jener Jahre. Es trägt den Namen „Phänomobil“. Markant ist das erste Kleinautomobil wohl durch die Korbgeflechtverkleidung um den Stahlrohrrahmen und die sehr einfache dreirädrige Konstruktion. Im selben Jahr noch erhält das Unternehmen zudem einen neuen Namen, die „Phänomen Fahrradwerke Gustav Hiller Zittau“ werden geboren.

Noch während des Ersten Weltkrieges, im Jahr 1917, werden die Phänomen-Werke in Zittau in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, Hiller selbst bleibt Anteilseigner. Auf dem Höhepunkt der „Goldenen Zwanziger Jahre“ macht das Phänomobil die Produktionskapazitäten frei für den Lastkraftwagen "4RL". 1931 folgt mit dem Granit 25 der Nachfolger im Nutzfahrzeuge-Segment. Die Nutzlast steigt auf 1,5t und die Leistung auf 40PS luftgekühlt. Hinzu kommt 1936 der "Granit 30" mit 2,5t Nutzlast auf dem Markt. Der Name Granit ist nun ein neues Synonym der Phänomen-Werke, besonders bei Gewerbe und Militär gewinnen beide Modelle große Beliebtheit. Doch der kommende Weltkrieg wirft in Zittau bereits früh seine Schatten voraus, das Fahrzeugwerk muss seine Produktionspalette auf Rüstung umstellen und so fertigt man ab 1939 bis 1945 in den Phänomen-Werken vorwiegend das Modell "Granit 1500" mit einer Nutzlast von 1,5t.

Die Kriegsproduktion bei Phänomen endet mit der Eroberung von Zittau durch die Rote Armee im Frühjahr 1945. Ein Neustart direkt nach dem Krieg ist für das LKW-Werk fast unmöglich. Die SMAD veranlasst die komplette Demontage des Werkes und raubt damit dem Unternehmen die Grundlage für einen Neubeginn. Zudem erfolgt die Enteignung des Werkes, als ehemaliger Rüstungsbetrieb, im Jahr 1946 und der Übergang in Volkseigentum. So dauert es bis 1950, bis nach viel Mühe in Zittau wieder ein LKW vom Band läuft. Auf Grundlage des Kriegsmodell "Garant 1500" wird einer neuer Typ vom Namen "Granit 27" gefertigt. Hinzu kommt die Wiederaufnahme des Types "Granit 30". Lastkraftwagen sind in der neuen DDR ein dringend benötigtes Arbeitsmittel und Phänomen kann sie liefern. Doch, wie bei vielen ostdeutschen Unternehmen, klagen 1957 erfolgreich die nach Westdeutschland abgesetzte ehemalige Unternehmensführung um das Markenrecht an "Phänomen" und so muss in diesem Jahr für das Zittauer Werk ein neuer Name her. Es ist die Geburtsstunde des „VEB Robur-Werke Zittau“. Hinzu, zum neuen Betrieb, kommen weitere Werke in Bautzen, Kamenz, Görlitz und Halle.  Der "VEB Robur" entwickelt sich so zu einem breitaufgestellten Unternehmen im DDR-Fahrzeugbau. Zu einer neuen Fahrzeugpalette kommen neu entwickelte Dieselmotoren in kleiner Ausführung mit 6- bzw. 8-Zylinder-Konstruktion, Letzterer scheitert allerdings am Politbüro der SED in Berlin. Den Höhepunkt nimmt das Jahr 1966 mit einer Jahresproduktion von 7.000 LKWs ein, gut zweidrittel davon verlassen die DDR in den Export.


Teile uns:

Ehrenamt gefördert durch:   n i c h t s

Industrie.Kultur.Ost 3.0 BETA

Diese Seite kann noch Fehler enthalten!

© ZWICKAU 2022